Void Kampf – Funk Off | Review by Mensch-Maschinen-Musik

Beim Projekt Void Kampf handelt es sich um eines der wenigen EBM Projekte aus Frankreich, deren Kombo sich ausManuel Baduin & Nicolas Simon gründete und sich an klassischen Dancefloor-EBM, wie er zur Mitte des letzten Jahrzehnts im Trend lag, orientiert. Es entstand zur Jahrtausendwende zu einer Zeit als der klassische Body-Movement-Sound langsam in Vergessenheit geriet und immer mehr vom Futurepop & Aggrotech abgelöst wurde. Schnell entstanden mit First Assault & Suck My Beat zwei Alben unter eigener Hand und Veröffentlichungen auf diversen Compilations bis mit Severe Mais Just 2010 das vorerst letzte Album das Licht der Welt erblickte. Die Einflüsse sind klar im Stile von DAF, Front 242 & Nitzer Ebb wieder zu finden und wurden auf moderne Art und Weise mit hoher Dynamik interpretiert. In dem Fall lässt sich das klar als eine Art Techno Body Music deklarieren. Mit Funk Off ist nun kürzlich beim renomierten Label EK Product das vierte Album entstanden und beinhaltet 16 neue Tracks. Grund genug sich das Ganze mal genauer anzuhören.
Es geht los mit “Full Force Ahead” und einigen spastischen Schreien. Eine klassische Club-orientierte Bassline sowie technoide Beats wie sie vor zehn Jahren bereits gerne praktiziert worden sind finden sich direkt im Anschluß darauf. Darüber hinaus ergänzen sich noch brachiale, wütende Shouts zum restlichen Gesamtgemisch und formen eine klassische EBM-Nummer welche dazu einläd das Tanzbein zu schwingen. Der Song sorgt durch enormen Einsatz des Scatter-Effekts für ausreichend Abwechslung über die gesamte Spielzeit betrachtet und ist sauber abgemischt.
Clubbig bleibt es auch bei “Friction”, welcher Drum’n Bass Loops zu einer monoton laufenden Bassdrum ergänzt. Diese wird im Laufe der Zeit weiter angehoben während zusätzliche Scatter-Effekte den Verlauf interessant erscheinen lassen. Dazu verhallen Shouts im Hintergrund während nach kurzer Zeit noch mehr Club-Atmosphäre immer weiter durchdringt und sich eine satte Bassline von hinten an den Hörer heran schleicht. Pure Techno Body Music in seiner reinsten Form welcher mit einer Länge von über sechs Minuten zur Extase auf der Tanzfläche einläd. Fans wird das Ganze wohl bereits von DJs wie Terence Fixmer bekannt sein. Ab einem gewissen Alkohol-Pegel bestimmt eine richtig geile Nummer!
“Intelligentsia” erinnert auf Grund seiner bedrohlichen Bassline an klassische EBM-Tracks des modernen Zeitalters wie sie bereits Spetsnaz praktizieren. Die französischen Shouts tragen dick auf, ergänzen sich jedoch nur bedingt zum Gesamtgemisch hinzu. Die zu Grunde liegende Monotonie und die für Abwechslung sorgenden Effekte erreichen jedoch einen hohen Coolness-Faktor, so gliedern sich auch noch angenehme Leads zum Ende des Songs hinzu und sorgen für ein Schmunzeln.
Weiter geht es mit “Pulsar” und Sci-Fi-artigen Geräuschen sowie Pads, welche die Spannung Aufrecht halten. Der Song weitet sich immer weiter aus und überrascht mit der Darbietung einer ambienten Electro-Nummer, welche eine schöne orchestrale Klangvielfalt aufweist und mit überaus anspruchsvollen Percussion-Loops und klanglich stilvollen Mitteln einen coolen Song formt.
Mit seicht detuneten Bass-Synths, aber dafür richtig dicker Bassdrum startet “Poesie non Merci”. Schlicht gehaltene Parolen-artige Shouts paaren sich dabei mit angenehmen weiblichen Gesängen. Eine etwas zurückhaltende und minimalistische Electro-Nummer, welche sich höchstens im Refrain etwas aufbäumt. Zur Mitte hin wird das Ganze leider etwas fad, da einige Elemente zu dick auftragen während andere etwas untergehen. Nichts desto trotz ebenfalls keine schlechte Nummer, auch wenn die Sawtooth-Leads etwas unangebracht erscheinen.
Dynamisch und aggressiv macht “Blindfold” mit einer Planierraupen-Bassline im Gleichtakt weiter. Überaus straighte EBM-Nummer von Beginn an wie sie monotoner nicht sein könnte. Die Vocals klingen dabei etwas ausgerülpst, was sich aber stilistisch nicht schlecht ergänzt.
Mit einer analogen EBM-Bassline setzt auch “Invincible” noch Einen drauf und erinnert in seinem Stil stark an Jäger 90.Die Drums treten dabei schneller in Erscheinung und verleihen dem Song eine klassische Tanz-Würze. Auch der Refrain wirkt sehr klassisch, während sich die tiefen Vocals etwas bedeckt halten.
Mit Vocoder-verzerrten Stimmen und seichten atmosphärischen Pads hebt “Le Mur” Spannung an. Diese Pads weiten sich immer weiter aus und heben gemächlich die Lautstärke und Tonhöhe an. Dies ist auch der hauptsächlichste Orientierungspunkt dieses Songs. Nach diesem knapp dreiminütigen Intro deuten erste hochtönige Sequenzen und dick auftragende Drumloops ebenfalls an, dass es doch weiter geht und das zudem mit weiblichem Gesang. Wieder eine wilkommene Abwechslung zwischendurch.
Doch danach gehts wieder mit voller Härte rauhbeinig zur Sache als Distortion-verzerrte Shouts bei “Body Clubber”nachhallen und sich eine bedrohlich anmutende FM-Sequenz langsam aufbäumt während darüber hinaus noch dunkel klingende Drumloops und weitere Sequenzen dem Song eine düstere Würze verleihen. Cooles Teil!
Gemächlich schleicht sich daraufhin “Arts De Fer” an den Hörer mit dick sequenzierten Lead-Synths und noch dickerer Bassdrum an. Eine martialisch, straighte EBM-Nummer welche sich im gesamtheitlichen Gleichschritt nach vorne bewegt. Zur Hälfte gibt es dann einen Umbruch als ein plötzlicher Rhythmus-Wechsel den Hörer zunächst verwirrt, jedoch andeutet dass es noch tanzbarer wird.
Im Nitzer Ebb-Stil setzt bei “Rise Up” die vertraute EBM-Bassline ordentlich nach, während die schnellen Drumloops zum stompen einladen. Eine äußerst maskulin gehaltene und dynamische Nummer mit tiefen Shouts und gekonnt einsetzendem Timing.
Mit “The Calling Calls” wird es wieder sehr ambient, was aber auch äußerst angenehm ausfällt da eine Menge spaciger Synth-Klänge und atmosphärisch im Hintergrund verhallende Sequenzen sich recht verträumt ergänzen. Nach der Hälfte schließen sich noch orchestrale Gesänge und martialische Drums hinzu. Sehr schön!
Daraufhin schließt “The Calling*” als eine eher technoide Nummer mit fettem Dance-Beat und schwurbelnden Sequenzen weiter an. Synthwave-artige Leads und weitere Delay-behaftete Klängen formen daraus eine weitere imposante Nummer, wobei die Shouts hier etwas zu dick auftragen und dem Song leider auch Atmosphäre nehmen. An sich ein feines Klanggemisch, welcher jedoch leicht opimierbar im Endmix gewesen wäre.
Der letzte eigentliche Song des Albums nennt sich noch “Never Surrender” und hält sich äußerst atmosphärisch mit einigen Pads und Soundsamples, welche immer weiter gesponnen werden und ein ambientes, abwechslungsreiches Grundgemisch bilden.
Zum Schluß kann man sich noch zwei weitere, gelungene Alternativ-Mixe von “Full Force Ahead” & “Invincible”anhören.
Fazit:
Dem französischen Kollektiv Void Kampf ist es wirklich gelungen mit ihrem Comeback-Album 2017 eine richtige Jahresüberraschung aus dem Hut zu zaubern. Funk Off ist äußerst abwechslungsreich gestaltet und beinhaltet sowohl harte und rauhbeinige EBM-Tracks, wie auch angenehme Synthwave-Nummern oder  technoide Sci-Fi-Songs. Diese sind allesamt sehr atmosphärisch gestaltet und beinhalten eine Menge Klangvielfalt. Der ein oder andere Song ist etwas schlechter abgemischt als die übrigen, aber das fällt auch nur bei genauerem Hinhören auf. Es finden sich tiefe, maskuline Shouts wie auch sanfte weibliche Gesänge und alles in Allem ist es ein wirklich gelungenes, grundsolides Album welches Hörern aus jedwedem Electro-Bereich wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Ein dick gepackter Geheimtipp!