Protectorate – S.T. | Review by Sonic Seducer

Catrin Nordwig | 2016, December 9 |


Diese Platte kommt unverhofft aus dem Dickicht geschossen und zieht dem überraschten Hörer direkt die Keule über. Mit Cardinal Noire, dem anderen, puppyesken Betätigungsfeld von Kalle Lindberg, ist ihm und seinem Partner in crime Lasse Alander in Undergroundkreisen schon ein beachtlicher Wurf gelungen, doch was der Finne hier – quasi als Newcomer! – mit Protectorate treibt, toppt noch mal alles: das selbstbetitelte Debüt ist ohne Übertreibung das fieseste und brachialste Monstrum kanadisch/US-amerikanischer Oldschool-Industrial-Hochkultur, das in den letzten Jahren veröffentlicht wurde! Irgendwo in tiefster Schwärze zwischen Ministrys „The Land Of Rape And Honey“ und Skinny Puppys „Last Rights“ angesiedelt, mit einer gehörigen Breitseite FLA, Numb und Schnitt Acht, ballern die acht brillanten Tracks alles aus dem Weg, was sich nicht sowieso mitreißen lässt. Schon der Opener „Exile“ zeigt, wo der Hammer hängt, ihm folgen Bretter wie „Infocon“, „Clean Break“ oder „Neoreaktion“, die allesamt garantiert in Kürze in einschlägigen Clubs rauf und runter laufen werden; bis hin zum sehr geilen, sphärischeren letzten Track „Empty Faces“ – fast schon zu schön, um wahr zu sein! Dabei ist Kalle weit davon entfernt, platt zu kopieren. Er macht einfach, was schon lange hätte gemacht werden sollen: eine geile Platte, und zwar auf top notch Level!

Sonic Seducer