Es gibt ja mittlerweile eine ganze Menge sympathischer skandinavischer Projekte die Shouts in ihrer Muttersprache ausrufen und zum Stompen einladen, es kommen aber nur wenige davon aus Finnland. Bei Oldschool Union bekommt man jedoch die volle Breitseite finnischer Shouts verpackt in straightem Anhalt EBM-Gewand zu hören, das ist Fans bereits seit ihrer ersten Veröffentlichung Vanha Koulu 2009 bewusst welches noch über die eigene Hand veröffentlicht wurde. 2012 legten sie dann mit Älä, Ole, Elä! ihr offizielles Debut beim italienischen Label EK Produkt ab. Nun schleicht sich also mit Perjantai was frei übersetzt Freitag bedeutet die dritte Auflage ein. Seppo Ahlstedt & Janne Vilen waren bisher selten auf der Bühne zu sehen, legten sie jedoch auf dem Familientreffen 2014 in Sandersleben einen fulminanten Auftritt ab. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht das letzte mal war, denn diese Finnen wissen zu überzeugen so dass auch ihre neue Scheibe auf jedenfall näher betrachtet werden sollte.
Mit dem gleichnamigen Albumsong und Sirenengeläute beginnt auch schon die zur Wochenendstimmung einladende straighte Musik bestehend aus martialischen Drums und sich aufbäumenden Sequenzen. Ein absoluter Stomper, bei dem sich gleich mal sämtliche Muskelgruppen in Bewegung setzen. Es bleibt bei harten auf finnisch gehaltenen Shouts, die passend inszeniert sind. Die Bassline kommt dreckig und die Drums sind perfekt eingespielt.
Etwas langsamer setzt direkt daraufhin “Kapinaan” (deutsch: Aufstand) an mit deutlich abwechslungsreicheren Klangfarben und sich gekonnt überlagernde Synthsequenzen. Auch hier winkt der straighte 4/4-Takt und Shouts die einem ins Gesicht schreien etwas aus seinem Leben zu machen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Geile Nummer, geiler Sound.
“Stressi” wirkt überhaupt nicht so stressend wie der Titel anmerkt. Eine zwar harte aber dennoch recht entspannte, aber Bassdrumseitig leicht übersteuerte Nummer. Die flüssig und schnell geshouteten Vocals überzeugen, die Leads wirken jedoch etwas aufgesetzt und fügen sich nicht so nahtlos in die dreckige Bassline ein. Einige Drumbreaks hätten dem Song nicht geschadet um den Dampf etwas raus zu nehmen.
Der nächste Song “M-N-T” beinhaltet abgehackte Sequenzen und einige dumpf gehaltene Drumelemente mit denen man zunächst nicht so schnell warm wird. Der Song ist jedoch gut abgemischt und macht elementar betrachtet einen angenehmen Eindruck.
Mit Auf- und abfrequentierter Bassline geht es wieder straight und militant bei “Eliitti” zur Sache. Eine recht spaßige Nummer wo abermals harte Shouts glänzen dürfen und zischige Leads eine Break ersetzen. So schleift der Song monoton und schlicht gehalten über 3 Minuten vor sich hin ohne wirklich zur Ruhe zu kommen.
“EKM” sorgt zunächst mit ruhig gesprochenen Vocals im Strophenteil und harten Shouts im Refrain für eine klassische Anhalt-Nummer bei der sich abermals Bassdrum und Snare ein Wechselspiel liefern und eine weiche Bassline die Oberhand dieses tanzbaren Tracks für sich gewinnt.
Auch beim gesprochenen Filler “Jaa/Ei” bleibt es tanzbar und schnell bei gefühlten 160bpm. Danach gibt es nur eine Verschnaufpause von wenigen Sekunden, denn auch “Resä” gibt sich selbst nicht die Blöße. Die Hauptsequenz ist hier schön gefiltert und die Shouts wirken ein wenig wie durch ein Megaphon gezogen. Die Drums erfahren dabei sogar ein wenig mehr Abwechslung wie in vorherigen Songs.
Mit einigen noisigen Zischlauten und Motorradbrummen setzt auch schon “Henri” brachial an. Die Bassline beinhaltet ebenso eine geballte Ladung motorisierter Energie und auch dieser schnelle Song läd zum Pogo ein. Fette Beats, gefährliche Klänge und animalische Shouts aus einem Guß! So muss das!
Daraufhin bekomt man mit “Narsisti” einen klassischen Oldschool Union-Song mit hochfrequenten Sequenzanteilen und clubbigen Beats. Eine maschinelle Nummer, die einem die volle Ladung schlichter elektronischer Härte entgegen wirft.
“Konsultti” wirkt auf Grund seiner verspielten Sequenz zu Beginn gleich fast schon trashig, wenn nicht sogar Psycho-mäßig inszeniert. Dumpfe gesprochene Vocals sorgen zudem noch für ein wenig Abwechslung. Was bleibt ist der straighte 4/4-Takt. Oldschool Union nehmen sich selbst nicht zu ernst und das amüsiert durchaus.
So schnell wie das Album angefangen hat beendet es “Endissä” auch schon. Ein Metalhammer stößt einem entgegen und folkorische Gesänge ergänzen sich zu harten Shouts und brachial inszenierten Basslines. Auch diese Nummer ist gut abgemischt, wirkt leicht schräg und bleibt dadurch hängen.
Zum Schluß bekommt der geneigte Hörer noch ganze 5 Alternativ-Versionen zu Songs auf diesem Album.
Fazit:
Man bekommt was man erwartet, eine brachial inszenierte Anhalt EBM-Scheibe in straightem Gewand mit harten Shouts und dicken Basslines. Oldschool Union haben nicht zu viel versprochen und die 12 kurzen Tracks auf Perjantai sorgen auf jedenfall für gute Laune und stampfende Beine. Die auf finnisch gehaltenen Shouts wirken abermals äußerst sympathisch und gliedern sich hervorragend ein in diese authentische Mischung alltäglicher Themen. Es geht um korrupte Politiker, Bürokratie & dem ganz normalen Wahnsinn. Bodenständiger EBM für bodenständige Leute.